Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Reise-Tagebuch

(Rally Dresden-Dakar-Banjul im März 2018)

 

19. Januar 2018

Heute war der große Waschtag. Unser Rallye-Bolide "Kollege gesucht" wurde einer gründlichen Säuberung unterzogen. Jetzt glänzt und strahlt er "fast" wie neu. Morgen bastelt Christoph das Bett und dann schauen wir mal, was noch alles fehlt. Dringend besorgen müssen wir uns noch zwei Ersatzreifen für den T5, falls die alten Reifen unterwegs schlapp machen... Vielleicht hat jemand zufällig noch zwei Reifen bei sich liegen, die er uns mitgeben möchte?

 

 27. Januar 2018

Unter der Woche haben wir die fehlenden Sachen und Materialien beschafft. Heute war Umbau-Tag 2 und der Bolide "Kollege gesucht" ist schon fast fertig. Jetzt gibt es immerhin einen Beifahrersitz, neue Bezüge, einen schicken Bodenbelag, ein großes Bett und viele praktische Accessoires.

 

 03. März 2018

 ... und los gehts ...

 

Lübeck - Lilles

Gestartet sind wir früh am Morgen, da das Wetter in Lübeck sehr winterlich war. Es lag Schnee und wir hatten Minusgrade. Die Autobahnen in Deutschland waren voll, die Fahrt zog sich. In Holland und Belgien konnte man gut vorankommen, lediglich um Gent herum wurde der Verkehr wieder dichter. Ab Frankreich zahlt man Maut und hat nahezu freie Fahrt. Nach 770 Autobahnkilometer erreichten wir etwas außerhalb von Lilles ein Hostel, wo wir die erste Nacht verbrachten. 
 
Für einen Stadtbummel waren wir zu beschäftigt, denn kurz nach der Ankunft erhielten wir die Nachricht, dass sich am Haus in der Mengstraße riesengroße Eiszapfen gebildet hatten, die wegen des einsetzenden Tauwetters auf die Straße zu fallen drohten. Die Daheimgebliebenen informierten Polizei und Feuerwehr, doch die konnten zunächst keine Gefahr erkennen. Die Eiszapfen hoch oben am Dach waren nicht sofort sichtbar. Wir erhielten Fotos von der Situation und sorgten uns, da für die kommenden Tage Tauwetter angesagt war. 
 
Lilles - Saintes
 
Nach einem leckeren Frühstück, welches wir uns in der Küche des Hostels selbst zubereiteten, nahmen wir die zweite Etappe und die Eiszapfen in Angriff. Wir telefonierten etliche Male mit der Polizei und der Feuerwehr, bis diese schließlich ausrückte und zumindest einige Zapfen beseitigte. Da aber längst nicht alle Zapfen abgeschlagen werden konnten, sperrte man die Straße komplett und wir waren einigermaßen beruhigt.  In Gedanken an die witterungsbedingten Missstände zuhause fuhren wir 700 endlose Autobahnkilometer bis wir ca. 100 Kilometer vor Bordeaux ein Hotel ansteuerten, wo wir übernachten wollten. In Saintes erwartete uns ein Hotel mit einem leckeren Abendbuffet und Rotwein. 
 
Saintes - Valladolid
 
Die dritte Etappe begann mit einem französischen Frühstück und dem Plan, dem Surferparadies Biarritz einen Besuch abzustatten. Vor der Abfahrt ereilte uns die nächste Hiobsbotschaft. Dieses Mal war es ein geplatztes Wasserrohr in Kirchwerder. Auch dieses Problem klärten wir telefonisch. Der Chef vom Kollegen versprach, sich um das Wasser zu kümmern und wir fuhren weiter. 
 
In Biarritz herrschte noch Vorsaison und man konnte mit dem Auto an der Strandpromenade entlang fahren. Wir hielten an, um uns die Füße zu vertreten, Brot zu kaufen und ein Eis zu essen. Zwar war es kalt und windig, aber ein Eis schlecken musste sein, zusammen mit dem Blick aufs Meer und auf die Surfer, die wiederum auf die perfekte Welle warteten. Da wir relativ spät erst wieder loskamen, mussten wir uns beeilen. Es regnete in Strömen und das Fahren war kein Vergnügen. Spät abends kamen wir nach 714 Kilometern Fahrt im Hotel an. Das Abendessen fiel aus, dafür gab es B&B (Bier und Brot) auf dem Zimmer. 
 
Valladolid - San Roque
 
Das Frühstück war mäßig und das Wetter kalt, windig und regnerisch. Die Etappe von 732 Kilometern bewältigten wir ohne besondere Vorkommnisse in einem Rutsch. Auf dem Weg zum Campingplatz in San Roque beschlossen wir, einen kurzen Abstecher nach Gibraltar zu machen, wenn man schon mal in der Gegend ist, kann man diesen Länderpunkt schnell noch mitnehmen. Der Grenzübertritt verlief reibungslos. Da das Land nur aus dem Felsen besteht, der dicht bebaut wurde, sind die Straßen eng und der Verkehr dicht. Als vor uns ein Parkplatz mit Seilbahn auf den Affen-Felsen auftauchte, hielten wir an, um noch schnell mit der Seilbahn hoch zu fahren und den dort lebenden Affen einen Besuch abzustatten. Die Fahrt mit der Seilbahn war imposant und der Blick vom Felsen aufs Meer und das kleine Land wunderschön. Auf der Rückfahrt nutzten wir die Gelegenheit, günstig zu tanken für 90 Cent pro Liter Diesel. Die Ausreise dauerte lange, da wir die Rushhour erwischten, in der die spanischen Arbeiter Feierabend hatten und aus dem Land ausreisten. 
 
Am Abend stießen wir auf dem Campingplatz auf den Rest der Rallye-Gemeinde, die den Weg am Mittelmeer entlang genommen hatten. Nach einer kurzen Wiedersehensfeier hieß es Bettenbau und die erste Nacht im Kollegen schlafen. 
 
San Roque - Briech
 
Die Nacht im Kollegen war kalt aber gemütlich. Wir frühstückten im Freien, wobei wir feststellten, dass der alte Kocher nicht auf die neu gekauften Gaskartuschen passte. Also mussten wir uns fürs Erste mit Kaffee bekochen lassen. Das Treffen an der Fähre war für 12 Uhr angesetzt, daher blieb noch Zeit für einen Einkauf im Carrefour, wo wir einen neuen Kocher erstanden und noch einige flüssige "Lebensmittel". Das Übersetzen nach Afrika verlief planmäßig. Dort angekommen regnete es mal wieder in Strömen, so dass die Einreise nach Marokko feucht und gar nicht fröhlich war. Aufgrund der Dunkelheit konnte man auf dem Weg zu unserer ersten Unterkunft in Marokko wenig erkennen, obwohl die Straße wohl am Meer entlang verlief. Das Hotel war dermaßen schäbig, dass wir lieber im Kollegen schliefen und unser Zimmer nur zum Duschen und für den Klogang nutzten. Immerhin bekamen wir gegen 23 Uhr noch eine Mahlzeit serviert, Couscous mit Cola. 
 
Briech - Marrakesch (6. Etappe)
 
Die 450 Kilometer lange Etappe verlief nahezu ohne Komplikationen. Wir fuhren überwiegend auf der Autobahn und in einem kleinen Konvoi, der sich gebildet hatte, da wir mit drei Fahrzeugen des Teams Miriquidi goes Africa (Mercedes 208 Sprinter, T4 und Sharan), sowie dem Passat von Team Borre & Jule unterwegs waren. Auf dem Weg nach Marrakesch machten wir einen Abstecher in Casablanca, wo wir die Moschee besichtigten und lecker Tangine aßen. Trotz des chaotischen Verkehrs in Casablanca schafften wir es, im Konvoi durch die ganze Stadt zu fahren. Den Campingplatz in Marrakesch erreichten wir dann erst bei Dunkelheit. Rico von den Miriquidis fuhr noch zum Flughafen, um Frau und Schwiegermutter abzuholen, die den weiteren Weg mitfahren wollte, Schwiegermutter im T4 und MiBe natürlich in seinem Bus. Allerdings saß dort auch bereits der Hans auf einem Bürostuhl hinten drin. Nachts war es nicht unbedingt wärmer, auch wenn tagsüber mittlerweile die Sonne schien. 
 
Ruhetag in Marrakesch
 
Den Vormittag nutzten wir für ein ausgiebiges Frühstück und etwas Ruhe. Nachmittags fuhren wir mit einem Shuttlebus ins Centrum und stürzten uns in den Trubel auf dem "Platz der Gehängten". Nach einem Bummel durch die Souks trafen wir uns mit den anderen auf der Terrasse in einem Café und beobachteten das Treiben auf dem Platz und den Sonnenuntergang. Inzwischen waren die unzähligen Grillstände auf dem Platz aufgebaut und wir konnten dort üppig zu Abend essen. Es gab gegrilltes Fleisch, Fisch und Gemüse zu Touripreisen. 
 
Marrakesch - Aglou Plage (7. Etappe)
 
Frohen Mutes machten wir uns auf zur nächsten Etappe, der Sprinter mit Rico, MiBe & Hans auf dem Bürostuhl, der T4 mit Karl & Gisela an Bord, der Sharan mit Steffi & Markus sowie der Passat mit Borre & Jule und natürlich wir mit dem Kollegen. Im Konvoi fahrend wollten wir einen kurzen Abstecher ins Paradies Valley machen. Das Tal liegt in den Ausläufern des Atlasgebirges. Dorthin führt eine schmale sehr steile Passstraße, die einen tollen Ausblick auf eine wunderschöne Landschaft bietet. Die Steigerungen gefielen dem T4 nicht, die Temperatur stieg an und man vermutete Probleme mit dem Temperaturfühler. Zudem verlor das Auto stetig Diesel. Während unserer Zwangspause teilten vorbeifahrende  Einheimische mit, dass die Straße durchs Tal ohnehin gesperrt sei wegen Erdrutsch. Also kehrten wir um und begleiteten den T4 in eine Werkstatt in Agadir. Dort diagnostizierte man einen Defekt an der Dieselpumpe und meinte, die Reparatur würde länger dauern, man wisse nicht, wie schnell das Ersatzteil beschafft werden könne. Da auslaufender Diesel durch Tanken nachgefüllt werden kann, fuhren wir zum Zeltplatz und legten uns schlafen. Der Platz liegt am Meer, in der Nacht war es sehr windig und die Kälte kroch ins Auto. 
 
Aglou Plage - Tankstelle in der Ödnis, 100 Kilometer vor Laayoune (8. Etappe)
anstatt Camping Le Roi Beduine
 
Morgens verließen wir zusammen mit dem T4 nach einem leckeren Frühstück mit Rührei, Obst usw. vor den anderen den Campingplatz, da wir ausnahmsweise einmal rechtzeitig das nächste Etappenziel erreichen wollten. Die Route führte durch Guerlin. Im Ort hatte Karl plötzlich die Idee, eine zweite Meinung einholen zu wollen, wegen des Problems mit der Dieselpumpe. Er hielt gegen 11 Uhr an einer Schrauberwerkstatt an, wo man sich sogleich als Werk machte, den Motor zu zerlegen. Kurz darauf erschien ein Marrokaner, der in Deutschland studiert hatte und bot seine Hilfe an. Außerdem wurde ein Spezialist zu Rate gezogen, der den Defekt an der Dieselpumpe bestätigte. Die Reparatur sollte da. 2 Stunden dauern und 230 Dirrham (20 Euro) kosten, man wollte eine Dichtung austauschen. Gesagt getan, nur der Zusammenbau des Motors klappte nicht wie erhofft. 
 
Inzwischen gesellten sich die übrigen Miriquidis sowie Borre & Jule dazu. Gemeinsam verbrachten wir den Tag auf einem staubigen Platz neben der Werkstatt. Gegen 22 Uhr wurden wir ungeduldig und auch Karl war nicht zufrieden, weil der Motor holperig klang. Alle Versuche, den Motor einzustellen, misslangen, bis wir schließlich erschöpft aufbrachen. Nach wenigen Kilometern und einem leichten Anstieg gab der Motor auf. Also wurde der Sprinter davor gespannt und fortan der T4 gezogen. Angesicht der fortgeschrittenen Stunde übernachteten wir auf einer Tankstelle in der Ödnis und verabredeten mit den Leuten von der Rallyeorganisation (Orgs), dass wir uns am Vormittag gegen 10 Uhr am Campingplatz in Dakhla treffen.
 
Tankstelle in der Ödnis - Tankstelle in der Ödnis (9. Etappe)
anstatt Laayoune - Dakhla
 
Nach der Nacht auf der Tankstelle kamen (ohne Dusche, Toilette oder Kaffee am Morgen) ging es zeitig weiter. Sprinter schleppt T4 Kilometer um Kilometer. An der Einfahrt zum Camping Platz Chez Luc trafen wir auf das A-Team mit Schrauber. Nach kurzem Check stellte er fest, dass die Reparatur nicht so gut verlaufen war und jetzt wohl besser eine Fachwerkstatt konsultiert werden sollte. Also schleppte der Sprinter weiter bis Laayoune, einer Kleinstadt in der Westsahara. Dort befanden sich auch bereits andere Wagen und ließen kleinere Reparaturen vornehmen. Karl bräuchte eine "neue" Ölpumpe. Man wusste nicht, wie viele Tage die Beschaffung dauert und wie teuer die Reparatur wird. Nach kurzer Überlegung und Rücksprache wurde entschieden, dass der T4 weiter geschleppt wird, nachdem wir erneut einen vollen Tag in einer Werkstatt verbracht hatten. Da die Autos im Pass eingetragen sind, muss man sein Auto auch wieder außer Landes bringen, sonst fallen steuern bzw. Zoll an. Daher schlugen die Orgs vor, den Wagen im sog. Niemandsland abzustellen. Bis dahin waren es aber noch viele Kilometer. Da wir erneut Zeit in der Werkstatt zugebracht hatten, schafften wir das nächste Etappenziel Dakhla nicht und verbrachten eine weitere Nacht auf einer Tankstelle in der Ödnis. 
 
Tankstelle in der Ödnis - Rasthof Barbas (Zwischenetappe)
Eigentlich Ruhetag in Dakhla
 
Nach einer weiteren Nacht ohne Dusche, Toilette und Kaffee verbrachten wir den größten Teil der Zeit im Schleppverband, quasi zur Absicherung des vom Sprinter unermüdlich gezogenen T4. Zwischendurch war etwas Zeit zum Auffüllen der Obstvorräte und dem Besuch einer Austernfarm mit einen Restaurant am Meer, wo wir die Muscheln u.a. gegrillt serviert bekamen, sehr lecker! Da wir den Anschluss an die Rallye nicht verlieren wollten und es noch etliche Kilometer bis zum Niemandsland waren, verzichtete der Schleppverband auf den Ruhetag und zog weiter bis zum Rasthof, der als Pflichttreffpunkt am nächsten Tag ohnehin hätte angefahren werden müssen. Bei der Ankunft stellten wir fest, dass außer uns noch viele andere Rallyeteilnehmer bereits vor Ort waren, der Campingplatz in Dakhla war ihnen zu schmutzig gewesen. Der Rasthof verfügte über ein Hotel, so dass wir zumindest dort die Gelegenheit hatten, für kleines Geld zu duschen, manche schafften es auch ohne Bezahlung. 
 
Rasthof Barbas - versteckte Düne (10. Etappe)
 
Morgens waren wir guter Dinge, wir hatten Anschluss an die Rallye und der T4 musste nur noch rund 100 Kilometer geschleppt werden, bis er endlich abgestellt werden konnte. Der Schleppverband kam gut voran und wir erreichten die Grenze zeitig. Die Ausreise aus Maroko verlief ohne Komplikationen. Nach der Ausreise aus Maroko fährt man ca. 5 Kilometer bis zur Grenze von Mauretanien. In diesem Landstrich werden seit Jahrzehnten Autos "aufgegeben", die dort ausgeschlachtet werden oder eine neue Identität bekommen oder langsam verrosten. Karls T4 wurde nach über 1000 (!) Kilometer Schleppverband zusammen mit dem T4 eines anderen Rallyeteilnehmers dort seinem Schicksal überlassen. Die Insassen der Fahrzeuge suchten sich neue Mitfahrgelegenheiten und verteilten ihr Gepäck auf die anderen Fahrzeuge. Weiter ging es zur Grenze von Mauretanien. Dort angekommen erfuhren wir, dass für das Visum biometrische Bilder und Fingerabdrücke von Nöten waren. Für da. 140 Teilnehmer war ein Mitarbeiter zuständig, die Fotos und Fingerabdrücke einzuspannen und ein weiterer für das Erteilen und Ausdrucken der Visa. Die PCs betrieben sie mit einem Notstromaggregaten. Der war langsam oder fiel einfach aus. Zudem mussten natürlich Teepausen und Gebetszeiten eingehalten werden, so dass die Arbeit immer wieder unterbrochen wurde. Die Prozedur dauerte letztendlich geschlagene 8 Stunden, die wir in der sengenden Sonne mehr oder weniger stehend verbrachten. Bei einem Teilnehmer versagte der Kreislauf, er fiel in Ohnmacht und brach sich unglücklicherweiseden Arm. Für ihn war die Rallye leider vorbei. Sein Teamkollege brachte ihn in ein Krankenhaus nach Nouashibou. Da man ihm dort nicht weiter helfen konnte, machten die beiden sich auf den knapp 500 Kilometer langen, beschwerlichen Weg nach Nouakschott. Unsere Etappenziel lautete " versteckte Düne", der Platz am Rande der Sahara liegt etwa 70 Kilometer hinter der mauretanischen Grenze. Inzwischen war es stockfinster und sehr spät geworden. Unterwegs verloren wir die beiden Matratzen von Karl, die wir aufs Dach geschnallt hatten, nachdem Karl seinen T4 im Niemandsland abgestellt hatte. Einer der Orgs fuhr noch einmal zurück und suchte den Straßenrand ab. Er fand die Matratze tatsächlich wieder. Karl und Gisela, die Besatzung des T4, hatten inzwischen ein Zelt und zwei Matratzen organisiert, so dass die alten zurück gelassen wurden. In der Nacht bekam ich Schüttelfrost und schlief sehr unruhig.
 
Versteckte Düne - Wüste (11. - 14. Etappe)
 
In Mauretanien gibt es eine Offroad-Straße, die zwischen der geteerten Straße und dem Meer gen Süden durch die Sahara nach Nouakschott verläuft. Mehrere Touareg (Wüstenführer) begleiteten die Rallye und suchten einen passablen Weg. Die Orgs bezeichnen das Gebiet als Sandkasten für Erwachsene. Auch wir hatten uns auf die Tage in der Wüste ganz besonders gefreut, da es das Highlight der Rallye ist. 
 
Leider konnten wir nicht dabei sein. Mein Zustand verschlimmerte sich im Laufe des Tages. Ich trank zwar reichlich mehr als 4 Liter Wasser, konnte das Wasser aber nicht abführen, weshalb meine Glieder anschwollen und ich das Gefühl bekam, nicht mehr atmen zu können. Mein Kreislauf brach zusammen. Da man als Notfall in der Wüste nicht einfach einen Notarzt oder Krankenwagen bestellen kann, entschieden wir uns für die Straße und den direkten Weg von 400 Kilometer. 
 
Draußen brannte die Sonne unerbittlich und zudem setze ein heftiger Sandsturm ein, der zu Verwehungen auf der Straße führte und die Sicht behinderte. Christoph fuhr schnellstmöglich, hochkonzentriert und ohne Pause. Die Klimaanlage funktionierte nicht. Ich lag hinten auf einer Matratze im eigenen Saft, atmete flach und wünschte mir, dass wir unfallfrei und ungehindert durchkommen würden. Glücklicherweise liefen weder Esel, Kamel noch sonstiges Getier plötzlich über die Straße. Christoph hatte ohnehin bereits Mühe damit, allen Schlaglöchern auszuweichen. Hinzu kamen unzählige Straßensperren durch Polizei oder Armee. Die Leute sprechen französisch, wir nicht, und einige Brocken englisch. Man gibt einen Zettel ab, auf dem alle Fahrzeugdaten und die Personalien der Insassen stehen. Manchmal wollen sie zusätzlich ein Geschenk. Ein Polizist erleichterte uns um eine Warnweste.
 
In Nouakschott gibt es einen Kontaktmann namens Salek. Der Mann hat in Hamburg gelebt, spricht deutsch und betreibt nun seit einigen Jahren ein kleines Hotel in Nouakschott. Sein Mitarbeiter heißt auch Salek. Er fing Christoph nach über vier Stunden Fahrt am Ortseingang von Nouakschott ab und brachte uns auf direktem Weg in eine Privatklinik. Für 100 Euro, die der Mitarbeiter auslegte, wurde ich behandelt (Blutanalyse und Infusionen). Noch in derselben Nacht konnte ich das Krankenhaus verlassen mich im Hotel von Salek langsam wieder erholen. Am nächsten Tag, Freitag, hütete ich das Bett und ruhte mich aus. Mittags gab es zur Stärkung eine Platte mit gegrilltem Fleisch. Da wir keine Möglichkeit hatten, allein in die Wüste zu fahren, den anderen entgegen, blieb uns nichts anderes übrig, als in Nouakschott zu warten. Die Stadt Nouakschott ist leider nicht besonders sehenswert, schon gar nicht bei Sandsturm. Am Samstag gab es Dosennudeln und abends gingen wir mit Martin essen. Er ist der Mann, der seinen verletzten Teamkollegen nach Nouakschott gebracht hatte, damit dieser von dort nach Hause fliegen konnte. 
 
Zum Restaurant gingen wir zu Fuß durch unbeleuchtete Sandwege. Er waren keine Menschen auf den Wegen, die einheimische Bevölkerung kann sich den Restaurantbesuch nicht leisten, obwohl die Preise für unsere Verhältnisse äußerst günstig sind. Außer uns zählte das Restaurant zwei weitere Gäste. Tagsüber waren wir außerhalb der Stadt am Strand. Dort sollte am Sonntag die Rallye ankommen. Salek hatte die Strandbar und den Parkplatz eigens dafür angemietet. Die sanitären Anlagen bestanden aus einer Toilette in einem kleinen Holzhäuschen, mit Kaltwasserdusche. Unser Strandspaziergang führte uns vorbei an Unmengen Plastikmüll, den das Meer angespült hatte und vielen toten Fischen. Lust auf ein Bad im Atlantik hatten wir nicht.  
 
Den Sonntag verbrachten wir mit einem Frühstück im Hotel in netter Gesellschaft. Wir unterhielten uns mit einem Holländer, der für das dortige Verteidigungsministerium arbeitete und im Auftrag der UN in Mali die Polizei und das Militär aufbauen sollte. Außerdem wohnte dort eine Spanierin, die ein Familienschutzprogramm von Terres des Hommes betreute. Äußerst interessante Menschen, die uns interessant fanden, weil wir mit einem Auto nach Gambia fahren wollten.
 
Als am Abend endlich die Rallye kam, gab es Fisch am Strand und Karl entschied, zu uns ins Hotel zu ziehen. Wir blieben noch bis Dienstag im Hotel und fuhren dann mit der Rallye weiter.
 
Nouakschott - St. Louis (15. Etappe)
 
Frisch gestärkt und voller Energie nahmen wir die vorletzte Etappe in Angriff. Es waren etliche Stunden zu fahren und der Grenzübertritt nach Senegal zu absolvieren, bis wir spätabends in einem abgelegenen Hotel am Rande von St. Louis ankamen. Der Grenzübertritt verlief relativ problemlos, da man uns eine Zolleskorte zur Seite stellte, die den Konvoi durch den Senegal begleitete. Das Hotel in St. Louis hatte man offensichtlich extra für uns angemietet und geöffnet. Die Zimmer waren schäbig und schmutzig. Die Anlage hatte eindeutig bessere Zeiten erlebt. Es gab ein spartanisches Frühstück und den Ruhetag verbrachten wir mit einer Fahrt in die Stadt, wo wir zu Abend aßen und spazieren gingen. Während Marokko orientalisch wirkt und von Touristen bevölkert, spürt man in Mauretanien eine große Armut und Tristesse. Dort gibt es keine Touristen und wenig zu tun. Die Menschen haben keine Arbeit und somit auch kein Einkommen, sie leben von der Hand in den Mund, betteln und durchsuchen den Abfall. Dabei ist Nouakschott die Hauptstadt des Landes. 
 
Bereits im Grenzgebiet zum Senegal wurde die Welt wieder etwas bunter. Angefangen mit den Hütten, die in Pastellfarben gestrichen sind über farbenfrohe Kleider bis hin zum Sand, der in vielen Beige-Braun-Rottönen schimmert. Die Menschen wirken fröhlicher und die Stadt selbst ist lauter und wuseliger. Nur die Berge von Plastikmüll findet man auch hier auf jeder freien Fläche. 
 
St. Louis - Gambia Blue Kitchen (16. Etappe)

2020 - Das neue Projekt, ein Traum wird wahr!